Diese Radioproduktion in Form einer Collage aus Interviews, Gesprächen und Texten macht Lebenserfahrungen im Umgang mit Krankheiten und Tod von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund hörbar
Trauern und trösten ist ein Projekt über die Kultur und die Fähigkeit des Trauerns. Es wird nicht viel und oft über den Tod in der heutigen Zeit gesprochen, obwohl niemand von uns ihm entgehen kann. Das Thema „Trauer“, das jeden betrifft, ist ein Tabuthema in der modernen multikulturellen Gesellschaft. Wie trösten sich kranke Menschen, oder Menschen, die ihre liebsten Angehörigen verloren haben? Welche Bräuche und Rituale im Bezug zum Tod und Trauer nehmen MigrantInnen nach Deutschland mit? Wie gehen Menschen, die beruflich mit dem Thema Tod konfrontiert sind, mit dem eigenen Mitgefühl um? Erfahren Sie, wie vielfältig die Menschen reagieren und ihre Gefühle zum Hören bringen.Wie werden Menschen in Deutschland und Russland gepflegt und bis zum Tode begleitet? Wie sehen Abschiedsbräuche im Judentum, bei Aleviten oder in Lateinamerika aus? Wie werden Angehörige bei plötzlichen Todesfällen benachrichtigt? Unser Radiofeature lässt Antworten auf diese und viele anderen Fragen hören.
Vor allem MigrantInnen haben verschiedene Methoden mit dem Tod und mit Trauer umzugehen. Die Trauerkultur wird in Lateinamerika auf ganz besondere Art zelebriert, vor allem in Ländern wie Mexiko, wo Leben und Tod keine bedingungslosen Gegensätze darstellen, sondern in einen natürlichen Prozess eingebettet sind. Für die Azteken und andere mexikanische Urvölker hatte die Kultur des Trauerns eine große Bedeutung. Die Gelassenheit gegenüber dem Tod spiegelt sich bis heute im mexikanischen Umgang mit Leben und Sterben wieder.
Bei kranken oder behinderten Menschen, die teils von Kindheit an eine eingeschränkte Lebenserwartung haben und sich mit dem Tod auseinandersetzen müssen, spielt unter Umständen die Religion eine wichtige Rolle. Sie müssen lernen mit Widersprüchen anders
umzugehen und Realitäten anders wahrzunehmen. Tina, eine Betroffene, meint dazu: „Leider
neigen viele Menschen dazu, alles aufzuschieben: wenn man in Rente ist, wenn man dies
und jenes erreicht und getan hat – nur weiß man nicht wie viel Zeit man hat und manchmal bleibt kein „später“. Tina ist 33 Jahre alt und hat einen angeborenen Herzfehler. Die Ärzte haben schon von Kindheit an ihre Lebenserwartung nur bis zum dreißigsten Lebensjahr prognostiziert.
Deswegen weiß Tina das Leben zu schätzen: „Viele von uns haben einen anderen Blickwinkel, der uns sehen lässt, dass unsere Zeit endlich ist und wir daher versuchen, jeden Tag bewusst
als etwas einmaliges zu leben und nichts, was man machen möchte, ständig zu verschieben.“
Unterstützung:
Trauern und trösten wurde gefördert vom Forum der Kulturen Stuttgart e. V. aus Mitteln des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und der Landeshauptstadt Stuttgart.
Unser besonderer Dank geht an die Projektbeteiligten: Alla, Angela, Annette,
Avi, Carola, Edeltraud, Edith, Ferdinand, Guadalupe, Ingo, Jörg, Knut, Lizette,
Necdet, Patricia, Ralph, Tanja und Tina.
Kooperation:
Realisiert 2015 durch Multicolor e. V.
mit der Bundesvereinigung JEMAH e. V.
Idee und Produktion: Elena Maslovskaya und Alexandra Berger
Sprecher: Kai S. Guenzel, Audioschnitt: Pavel Maslovskiy
Die CD ist bestellbar auf der Seite „Unsere Produktionen“.